Usbekistan

Zu den Städten in Usbekistan:                                   

Andrea Schmitz: Die Transformation Usbekistans - Strategien und Perspektiven

Der Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Usbekistan verdeutlicht, dass der demokratische Anschein, den der neue Präsident sich geben möchte, trügt. Doch schauen Sie selbst in die Pressemeldungen der Nachrichtenplattform Novastan e.V (die Meldungen der Plattform sind zur Plattform hin verlinkt):

1. Saida Mirziyoyeva – Die Präsidententochter und ihr kometenhafter Aufstieg:

Saida Mirziyoyeva, Tochter des usbekischen Präsidenten Shavkat Mirziyoyev, ist Ende August zur Leiterin der Präsidialverwaltung ernannt worden. Sie ist damit die zweitwichtigste Person in der Verwaltung. Die Ernennung ist ein weiteres Zeichen dafür, dass der Aufbau von Mirziyoyevs „Neuem Usbekistan“ nicht rund läuft. Vielmehr weckt sie Hummer H2 Limousine

Hummer H2 Limousine als Ausdruck von “Wohlstand” bei Samarkand

Erinnerungen an die altbekannte Vetternwirtschaft.

Sowjetisches Auto

Fortschritt aus der Sowjetzeit auf dem Weg zurück von Kasachstan nach Usbekistan (oft mit Schmuggelgut, weshalb man auch fünfmal kontrolliert wird)

2. Wie sich die Familie Abdukadyr an der Korruption in Zentralasien bereicherte und ein globales Geschäftsimperium aufbaute:
Im Jahr 2019 deckte das Investigativ-Organ OCCRP das Handelsmonopol der Abdukadyr-Familie auf, das auf Bestechung und vermutlich auch Schmuggel beruht. Seitdem sind sie nur noch mächtiger geworden: Die Abdukadyrs haben…
Sowjetische Möbelkultur
Postsowjetische Möbel im Schaufenster in Samarkand
3. Alles andere als märchenhaft: Das Leben der Frauen in Samarkand:
Frauen
Frauen in Samarkand
Cendrillon au pays des soviets“ (zu Deutsch: „Aschenbrödel im Land der Sowjets“), im März in Frankreich erschienen, ist das Ergebnis von 12 Jahren Feldforschung in Samarkand. Fernab der blauen Kuppeln aus 1001 Nacht legt die Anthropologin Anne Ducloux mit dem Buch eine kluge Analyse der Situation der usbekischen Frauen und ihrer Beziehungen untereinander vor.
Baumwollfelder
Baumwollfelder im Oktober 2023

4. „Die Baumwolle ist ein Fluch“ – Über die Ausstellung „Paxta“ in Taschkent

In Taschkent hat die Ausstellung „Paxta“ stattgefunden. Sie erzählte von der Rolle des „weißen Golds“ in der Geschichte Usbekistans. Sie hatte zum Ziel, die Besucher zum Nachdenken anzuregen.

Zum Thema “Baumwolle ist ein Fluch” hier einige Ergänzungen: Baumwolle hat die Sandstürme in Usbekistan hervorgebracht

  • Usbekistan wird häufig von Sandstürmen heimgesucht: Viele Tonnen Sand und Staub werden über das Land verteilt, seit der Aralsee ausgetrocknet ist. Die Stürme kommen aus der fast 38.000 Quadratkilometer Aralkumwüste, die auf der Fläche des ausgetrockneten Aralsees entstanden ist.  Sandstürme kosten die usbekische Regierung jährlich mehr als 44 Millionen US-Dollar (40 Millionen Euro), das sind ca. zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
  • Der Aralsee lag einmal zwischen Usbekistan und Kasachstan und war einmal das viertgrößte Binnengewässer der Erde. Er wurde über Jahrtausende hinweg von zwei großen Flüssen gespeist, dem Amu Darja und dem Syr Darja. Bereits  als Alexander der Große das Gebiet 334 v. Chr. eroberte, waren die beiden Flüsse die zentralen Lebensadern Zentralasiens. Mit 67.000 Quadratkilometern bedeckte er eine Fläche fast so groß wie Bayern. 1925 entschied Stalin, in den zentralasiatischen Sowjetrepubliken Baumwolle anzubauen. Er handelte wie Karl August Wittfogel dieses für die orientalische Despotie beschreibt: “Die Entstehung der orientalischen Despotie sieht Wittfogel folgendermaßen: Wo größere Wasseransammlungen in einer ansonsten trockenen, aber latent fruchtbaren Landschaft vorhanden waren, entstanden €žhydraulische Gesellschaften. Der Bau von Bewässerungsanlagen erforderte den massenhaften Einsatz von bäuerlichen Arbeitern. Diese Arbeitsleistungen erfolgten durch Fronarbeit, waren aber wegen der Zersplitterung der vielen Dorfgemeinden erst durch die zentrale Planungsmacht einer Funktionärselite möglich, die  gleichzeitig zur politisch herrschenden Kaste aufstieg und über eine zur Mathematik, Geometrie, Astronomie und Verwaltung fähigen Bürokratie verfügte.” (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Orientalische_Despotie) Da der Boden in Zentralaisien zu trocken für den Baumwollanbau war, hoben die Menschen auf Anweisung der Sowjets in einem der ehrgeizigsten Ingenieurprojekte der Weltgeschichte auf Tausenden von Kilometern mit Millionen Händen Bewässerungskanäle für die Bewässerung von Baumfeldern aus: Baumwolle benötigt 10.000 Kubikmeter Wasser pro angebauter Fläche, um das Wasser der Flüsse in die umgebende Wüste umzuleiten.
  • 1987 fiel der Wasserspiegel des Aralsees so weit, dass er sich in zwei Seen teilte: einen nördlichen See in Kasachstan und einen größeren südlichen im usbekischen Karakalpakistan.
  • Im kasachische Teil haben sich die Fischbestände besser erholt als erwartet, da die Kasachen 2005 einen 13 Kilometer langen Staudamm errichteten. Der Damm sicherte zwar einen Teil des Aralsees, aber schnitt er den Rest endgültig von einer der wichtigsten Wasserquellen ab.
  • Im usbekischen Teil scheint das Ende des südlichen Sees jedoch besiegelt. Man sieht Baumwollfelder, soweit man schauen kann. Auch im Herbst 2023 bringen wie in jedem Herbst zwei Millionen Usbeken rund drei Millionen Tonnen Baumwolle ein.
  • Durch die Umleitung großer Wassermengen erreicht heute insbesondere den südlichen Teil kaum noch Wasser. Allein der vom Amudarja abzweigende Karakumkanal führt einen erheblichen Teil des Wassers ab, das zu früheren Zeiten von Süden in den Aralsee floss. Auch der früher wasserärmere Syrdarja bringt kaum noch Wasser zum Aralsee.
  • Direkt am Rest des südlichen Sees stehen Zelte von Chinesen, die nach Salzwasserkrebsen fischen. Außer denen lebt nichts mehr im See, da der Salzgehalt von einst zehn Gramm pro Liter auf mehr als 110 Gramm angestiegen ist, die dreifache Menge der Weltmeere. Kein Fisch kann hier leben, kein Mensch kann hier schwimmen, da der hohe Salzgehalt die Glieder an die Oberfläche drückt.
  • Sandstürme sind nur eine von vielen ökologischen Folgen der Sowjetzeit.
  • Im Staub sind nicht nur hochgiftige Konzentrationen von Salz, sondern auch Pestizide wie DDT, Toxaphen und Phosalon enthalten, alles krebserregende Substanzen, die in die Nahrung aufgenommen werden. Speiseröhrenkrebs kommt hier heute 25-mal häufiger vor als weltweit. Multiresistente Tuberkulose, Atemwegserkrankungen, Immunkrankheiten und Missbildungen bei Neugeborenen sind häufig in der Region.
  • Shavkat Miromonovich Mirziyoyev ist seit 2016 Präsident der Republik Usbekistan und hat damit begonnen, die Korrektur der Situation im Aralsee anzugehen. Vom Podium der UN-Generalversammlung aus forderte das Staatsoberhaupt die aktive Vereinigung der Bemühungen der Weltgemeinschaft zur Überwindung der Folgen der Aral-Tragödie und forderte die vollständige Umsetzung des UN-Sonderprogramms zur Hilfeleistung für die  betroffene Bevölkerung. Die internationale Gemeinschaft schloss sich der Initiative des usbekischen Staatsoberhauptes an.
  • Quelle u.a.: https://www.nationalgeographic.de/
  • Doch der Aralsee ist nicht das einzige Umweltproblem Usbekistans:
  • Auch im Süden des Landes gibt es große Umweltprobleme, zum Beispiel in Qashqadaryo oder Surxondaryo, wo ein ständiger Wassermangel herrscht. Jeder zusätzliche Tropfen Wasser kann dabei helfen, diese Umweltprobleme zu lösen.
  • Dass die Temperaturen im Rahmen des Klimawandels in Usbekistan bis zum Ende dieses Jahrhunderts um fünf Grad ansteigen, lässt zudem sämtliche Gletscher verschwinden (Der Hazrat Sulton, auch Khazret Sultan, ist mit einer Höhe von 4643 m der höchste Berg in Usbekistan und im Hissargebirge. Er liegt an der Grenze zwischen Usbekistan und Tadschikistan in der Provinz Surxondaryo. Der Berg hieß zu Sowjet-Zeiten Berg des 22. Kongresses der Kommunistischen Partei).DSC01915
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Abfallbeseitigung hat in Usbekistan einen starken Rückhalt in der Bevölkerung. Der Müll wird getrennt. Die Städte sind SEHR sauber. Analog dazu bemüht sich die Regierung um einen besseren Ruf: Bei Unruhen in Usbekistan sind im Juli  2022 zuletzt mindestens 18 Menschen getötet worden. Die Proteste in der autonomen Provinz Karakalpakstan richteten sich gegen eine Verfassungsänderung. Präsident Mirsijojew lenkte ein. Usbekistan bleibt ein streng kontrollierter zentralasiatischer Staat, in dem die Regierung hart gegen jede Form von Kritik vorgeht. Menschenrechtsorganisationen prangern unter anderem Polizeigewalt an. "Es gibt unbestätigte Berichte über exzessive Gewaltanwendung durch Sicherheitskräfte während der Proteste in Nukus am 1. Juli", schrieb der Direktor für Europa und Zentralasien bei Human Rights Watch, Hugh Williamson, via Twitter. Er forderte eine Untersuchung der Vorgänge.

Zu den Schwächen im Bereich der Rechtsstaatlichkeit zählt außerdem die fehlende Unabhängigkeit der Justiz. Gerichtsurteile folgen häufig politischen Vorgaben, geltende Rechtsvorschriften werden oft nicht durchgesetzt.

Die asiatische Despotie als Kern des Sowjetsystems stand immer im Gegensatz zu demokratischen Vorstellungen. Diese Herrschaftsform setzt sich in Zentralasien nach dem Zerfall der Sowjetunion in unterschiedlichen Spielarten fort. Während in Usbekistan die “neutrale” Variante zwischen den Blöcken versucht wird, besteht in Kirgisistan die Bindung an Russland fort. So besuchte Putin Kirgisistan, als wir durch das Land reisten https://de.euronews.com/embed/2391894

In den Ländern verbindet sich die asiatische Despotie mit der Abschaffung der Meinungsfreiheit in Kirgisistan, der Luftverschmutzung in Kasachstan und mit dem Jungfräulichkeitskult in Usbekistan als einer Variante desPatriarchats, das immer darauf zielt, dem Mann eine bevorzugte Srellung in Familie und Gesellschat zu sichern.

Zentralasien setzt somit den Weg der Ausdifferenzierung autoritärer Systeme fort! Usbekistin positioniert sich vordergründig neutral zwischen allen Systemen, substantiell bleibt das Land eine asiatische Despotie.

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